Utphe. »In der Gruppenliga und der Verbandsliga habe ich mich nicht wohl gefühlt. Mir wurde schnell klar, dass ich da nicht Fußball spielen möchte. Es geht nur um Geld, das hat mir den Spaß verdorben. Geld ist ein schöner Nebeneffekt für das, was ich liebe. Aber nicht, wenn es den Charakter der Menschen verändert.« Mit diesen Worten fasst Jannis Büttel die Jahre seiner bisherigen Fußballkarriere zusammen, die er nicht in Utphe respektive bei der FSG Horlofftal verbracht hat.
Insgesamt schließt das vier Jahre B- und A-Jugend (TSG Wieseck) sowie die ersten beiden Jahre bei den Aktiven (SV Bauerbach) ein. Den Rest seiner Zeit verbrachte Büttel bei seinem Heimatverein, für den er in der Kreisliga A Gießen auf Torejagd geht. 2019 kehrte er zurück und hat, trotz hervorragender Scorer-Werte, nicht vor, den Verein nochmal zu wechseln.
Aktuell steht der flexible Stürmer bei zwölf Toren und sechs Vorlagen in lediglich acht Spielen, womit er an 75 Prozent der gesamten Tore (24) des Teams bisher beteiligt ist. Acht der zwölf Buden gelangen ihm in zwei Partien, als er sowohl gegen Besa Gießen beim 4:3-Sieg Anfang September alle Treffer seiner Mannschaft erzielt hatte, als auch beim 8:2-Kantersieg vergangenen Sonntag gegen Türkiyemspor Gießen II einen Viererpack schnürte. Besonders bei Letzterem: Drei Tore hatte Büttel bereits nach 17 Minuten erzielt, ein weiteres vorbereitet. Und auch seine Statistik der vergangenen Runde, die die FSG Horlofftal auf Rang vier beendete, liest sich sehr beeindruckend: 31 Tore und 20 Vorlagen in 33 Einsätzen.
Warum er trotzdem nicht nach »Höherem« strebt und sich in der Kreisliga A pudelwohl fühlt, weiß er ganz genau. »Nach meiner Zeit bei Wieseck und Bauerbach war ich heilfroh, wieder nach Hause zu kommen, was aber nicht an den Vereinen an sich liegt«, betont er. »Ich kann hier mit meinen Freunden zusammenspielen, gleich nach meiner Rückkehr sogar einige Spiele mit meinem Vater, und es macht einfach unheimlich viel Spaß. Hier geht es nur um Fußball.«
In Utphe aufgewachsen
In Utphe aufgewachsen und immer noch dort wohnhaft, hat er eine besondere Verbindung zum Dorf. Er arbeitet als Schornsteinfeger, ist Mitglied bei der Feuerwehr sowie Betreuer des dortigen Nachwuchses und generell bei allerlei anderen Dorfvereinen aktiv. Und auch bei der FSG trainiert er eine Fußball-Jugend. Die Aufstockung der Spielgemeinschaft vor zwei Jahren von drei auf vier Vereine änderte nichts daran. Und sportlich sowieso nicht. Den vierten Platz der Vorsaison haben die Kicker auch in dieser Runde wieder angepeilt.
»Der Plan der FSG im letzten Jahr war, den Abstieg zu vermeiden. Dieses Jahr wird eine Platzierung zwischen Rang vier und sieben angestrebt. Wir in der Mannschaft haben uns auch als Ziel gesetzt, die Leistung vom vergangenen Jahr zu bestätigen. Ob es am Ende zu mehr reicht, wird sich zeigen. Wir wünschen uns den Aufstieg und die Meisterschaft, aber es ist nicht das gesteckte Ziel«, so Büttel. Der Start sei mit 16 Punkten aus acht Spielen auch recht gut gelaufen. Am Sonntag steht allerdings ein schwieriges Auswärtsspiel an, wenn die FSG beim zwei Punkte besseren VfR Lich gastiert (15 Uhr).
Mit einer Team- sowie Eigenleistung wie am vergangenen Sonntag gegen Türkiyemspor, sollten die Vorzeichen aber gut stehen. »Wir sind stark reingekommen, haben sofort die wichtigen Zweikämpfe gewonnen. Und das haben wir die gesamte Partie über beibehalten«, fasst Büttel zusammen. Dass dabei dann acht Tore insgesamt und vier eigene Treffer herausspringen, sei natürlich etwas Besonderes. Ebenso wie ein 24-Jähriger, der nicht auf das Geld aus ist, das man in der Verbandsliga als Fußballer verdienen kann, sondern der lieber in einer unteren Klasse in seinem Heimatverein mit seinen Freunden kickt.
Jannis Büttel (FSG Horlofftal)